10 Tage lagen wir in der neuen Marina von Le Port auf La Reunion. Die Tage vergingen mit einigen Reparaturen, faul abhängen und Ausflügen. Für 4 Tage mieteten wir ein Auto und erkundeten die Insel. La Reunion ist sehr gebirgig mit mehreren Calderas, alten Vulcankratern, und einem gelegentlich aktiven Vulkan. Durch die Calderas gibt es viele Wanderwege. Wir begnügten uns aber mit kurzen Spaziergängen. An der Küste gibt es etliche Badeorte mit tollen Stränden. Das Baden ist wegen der Haigefahr jedoch nur in geschützten Bereichen innerhalb der Lagune möglich. Die Insel gehört zu Frankreich und somit zur EU. Bezahlt wird mit dem Euro und die Preise sind hoch. Bald hatten wir wieder unsere Stammkneipe wo sich fast jeden Abend alle vier deutschen Crews trafen. Am letzten Abend schenkte uns die Wirtin T-Shirts mit dem Logo der Kneipe, dem Dodo, einem seit 400 Jahren ausgestorbenen Vogel.
Die ganze Zeit über war das Hauptthema das Wetter! Wir beobachteten den Zug der Tiefs, die von Südafrika nach Osten ziehen. Es galt eine passende Lücke mit Ostwinden zu finden. Die Silberrmöwe startete am 15.10. Sie wollten zu einer Bucht im Süden von Madagaskar und dort das nächste Tief abwettern. Da wir genügend Zeit hatten , entschlossen wir uns, den sichereren aber längeren Weg über das Nordcap von Madagaskar zu machen. Am 16.10. starteten wir zusammen mit der Trinity bei ruhigem Wetter. Der Südost Passat wehte mit 2 bis 4 Bft und es war eine der angenehmsten Überfahrten bisher. Am Morgen des 19.10. ankerten wir vor Ambodifotatra, dem Hauptort der Ile Saint Marie, die wenige Meilen vor der Nordostküste von Madagaskar liegt. Wir fuhren gleich mit dem Dingi an Land zum Einklarieren. Am Steg empfing uns ein junger Mann, Adrian. Er würde jetzt immer auf unser Dingi aufpassen. Zunächst gingen wir zur Polizei wo die Pässe gestempelt werden sollen. Die Polizisten sagten wir sollten in einer Stunde wieder kommen, dann wäre der Immigration Beamte da. Das geschah danach noch zweimal. Inzwischen war ein französisches Paar angekommen, die mit ihrer Sprache mehr Erfolg hatten. Nach einer weiteren Stunde kam tatsächlich eine Beamtin. Wir mussten ein Visa beantragen für 35.- € . Die Pässe wollte sie mitnehmen um es am Airport zu machen. Aber wir sollten erstmal bei den anderen Behörden einklarieren, da brauchten wir die Pässe auch. Wir fuhren dann mit einem Tuktuk, einem Kabinenroller, zum Fischereihafen, zunächst zum Hafenmeister, dann zum Zoll und zuletzt zur Coastgard. Beim Zoll mussten wir wieder lange warten bis der zuständige Beamte kam. Wir sollten solange nach nebenan in die Kneipe gehen und ein Bier trinken. Viele Formulare wurden ausgefüllt und Zoll und Coastgard kassierten je 60000.- MDR, ca 15.- €. Am nächsten Nachmittag konnten wir endlich die Pässe bei der Polizei abgeben, je 35.-€ und dazu noch 40000.- MDR für die Taxifahrt. Am folgenden Tag, es war Sonntag, bekamen wir die Pässe mit Visa und Stempeln pünktlich wieder. Die Trinity war inzwischen auch angekommen. Mit Rainer und Ute machten wir die ganze Runde dann nochmal. Trotzdem gefiel uns der Ort inzwischen. Er bestand hauptsächlich aus einfachen Hütten. Es gab aber auch ein Café, Restaurants und viele kleine Läden. Die Bevölkerung ist hauptsächlich schwarzafrikanisch und viele Frauen tragen bunte Kleider. Die Preise waren sehr niedrig, z.B. ein einfaches Essen ab 1000.- MDR , 0,25€, im besseren Restaurant bis 5.-€ . An einem Tag mieteten wir uns Fahrräder und fuhren um die Insel. Zunächst ca 20 km auf einer asphaltierten Straße an der Westküste. Es ging durch kleine Dörfer und vorbei an kleinen Hostels mit netten Bungalows, die immer in schönen Buchten mit Stränden lagen. Dann ging es auf sehr schlechten Wegen über die Insel zur Ostküste. Hier sahen die Dörfer noch sehr einfach aus. Die Menschen leben in winzigen Hütten aus Palmblattmatten mit Palmdächern. Es gibt keinen Strom und nur eine zentrale Wasserstelle. Sie leben von der Zucht mit Ceburindern und dem Anbau von Obst und Gewürzen, vor allem Pfeffer und Nelken. Es sieht aus als seien sie bitterarm. Aber so leben sie seit Jahrhunderten. Man könnte es auch traditionell nennen?!?
Wir besuchten auch noch einen alten Friedhof auf dem Piraten begraben liegen. Dahin mussten wir in einem wackeligen Einbauboot fahren. Am 24.10. klarierten wir beim Hafenmeister Richtung Noosibe aus. Das kostete wieder 35000.-MDR. Außerdem zahlten wir für einen Monat ankern in Madagaskar 75000.- MDR.
Inzwischen hatten wir wieder guten Südost Passat Wind und segelten am 25.10. los. Es war eine recht angenehme Strecke, nur am Cap D’Ambre, im Norden von Madagaskar hatten wir 25 Kn Wind und eine raue See. Das Cap passierten wir am 27.10 um 19 Uhr. Danach wurde der Wind immer weniger und die See ruhig. Bald mussten wir dieseln. Am Nachmittag des 28.10. ankerten wir in einer grossen Bucht der Insel Nosy Mitsio. Sofort kamen Einheimische mit Einbäumen und wollten uns Lobster und Fisch verkaufen. Wir hatten aber gerade einen großen Thunfisch gefangen. Sie baten auch um Angelzeug und Kleidung. Einer bekam dann Angelsylt und ein anderer Hose und T-SHIRT. Am nächsten Tag segelten wir bis Noosibe, wo wir an der Nordküste ankerten. Am nächsten Morgen, dem 30.10. , fuhren wir dann zum Hauptort Helle Ville. Beim Ankern verhakte sich der Anker der Trinity an einem Mooring Betonklotz in 10 m Tiefe. Wir wurden von mehreren Einheimischen Booten umlagert, die alle was verkaufen wollten und ihre Dienste anboten. Mit meiner Taucherausrüstung schafften sie es dann den Anker zu befreien. Das kostete der Trinity 100.-€. Anschließend fuhren wir an Land. Wieder stand am Steg ein Einheimischer, der für eine Gebühr auf das Dingi aufpassen wollte.
Die Stadt machte einen sehr ordentlichen und sauberen Eindruck. Es gab alte Gebäude aus der Kolonialzeit und Cafés und Restaurants. Wir machten einen Großeinkauf und liessen uns mit einem Tuktuk zum Hafen zurück bringen.
Jetzt warten wir wieder auf den richtigen Wind um Richtung Südafrika zu segeln.