Segeln verbindet man gemeinhin mit Idylle, schönen Häfen und Buchten, ja, mit Urlaub. Als ich vor etwa 20 Jahren als absolute Landratte, aus der Mitte Deutschlands kommend, angefangen habe zu segeln, war dies meine Vorstellung von Freiheit, Ruhe, Abgeschiedenheit, nun, der idealen Möglichkeit die Welt zu entdecken.
Kluge Menschen haben damals zaghafte Versuche unternommen mich zu warnen, es sei die langsamste und unbequemste Art zu Reisen. Ignoriert habe ich die gut gemeinten Warnungen.
Um ehrlich zu sein, der Flieger von Fidschi nach Neuseeland braucht für die ca. 1200 Seemeilen 3 Stunden, wir brauchen 10 Tage. Merkt ihr was?
10 Tage, in denen Hose und Socken anziehen aussieht wie unbeholfene Sit-Ups. 10 Tage in denen man auf allen Vieren an Boden- und Wandflächen läuft. 10 Tage, bei denen nur das Zähneputzen schon zum Abenteuer wird. Wo man vorm Ausspucken der Zahnpasta drei Mal überlegen muss, wo denn diese wohl landet, und garantiert nicht im Waschbecken. 10 Tage, an denen man den Pizzabringdienst anrufen und nicht selber kochen möchte, sofern, ja sofern man denn überhaupt Hunger verspürt. Und, 10 Tage, an denen man liegend, bei über 20 Grad Lage, mit dem Rücken an der Bordwand schläft.
Es ist 21 Uhr, schon seit 1 Stunde Nachtwache. Der Mond wird gleich aufgehen, die Venus geht gerade unter, es ist ein sternenklarer Himmel. Wir haben 15 Knoten Wind und machen 6 Knoten Fahrt. Meeresleuchten begleitet uns. Wir rasen durch die klare Nacht, das entschädigt für alle Unbequemlichkeiten.
Noch 454 Seemeilen bis Neuseeland.