Landfalls in Paradis

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Am 23.06. kamen wir nach 2 Tagen ruhiger Überfahrt von Noumea auf Aneityum an. Das ist die südlichste Insel von Vanuatu. Wir hatten gerade geankert da würden wir vom Zoll über Funk angerufen, wir möchten doch zum Einklarieren an Land kommen. Da mussten wir uns erst durchfragen bis wir die halbfertige Hütte fanden. Alle 3 Behörden, Custum (Zoll), Immigration und Biosecure waren in einem Raum. In sehr entspannter Atmosphäre ging der Papierkram ziemlich schnell. Jeder verlangte allerdings 5000.- Vatu ( ca. 43 €). Aneityum ist kein offizieller Einklarierungshafen. Sie sind nur da weil gelegentlich ein Kreuzfahrtschiff an einer vorgelagerten Insel ankert. Alle Einwohner des kleinen Ortes waren sehr entspannt und freundlich. Die meisten Leben in einfachen Hütten. Es gab 2 Schulen, eine Kirche und einen Miniladen. Die Menschen sind Selbstversorger und bauen Taro und Maniok an. Außerdem gibt es viele Früchte und Kokusnüsse .Alles ist penibel sauber. Am nächsten Tag sahen wir uns die weitere Umgebung an. Es ist eine sehr schöne Insel. Das Leben läuft hier wie seit Urzeiten. Am Sonntag den 25.06. segelten wir zur 45 Sm nördlich gelegenen Insel Tanna. Dort gibt es einen aktiven Vulkan den ich gerne besichtigen wollte. Ede hat ja keine Lust auf Berge und wäre am liebsten weiter gesegelt. Hätte ich nur auf ihn gehört. Da der Wind zeitweise schwach war gerieten wir vor unserem Ziel in die Dämmerung. Ich stand am Ruder, die Genua war schon eingerollt und ich wollte zum bergen des Großsegels in den Wind gehen. Beide Chartplotter waren an und ich ließ auch das Radar mitlaufen. Alles zeigte mir genügend Abstand zur Küste an. Kurz vor 18:00 Uhr gab es zwei heftige Schläge, zunächst am Kiel dann am Ruder. Wir wurden beide durchs Cockpit geschleudert. Ich war sofort wieder am Ruder, Konnte es jedoch nicht mehr bewegen. Das Boot war frei und trieb quer zur See. Ich stürzte ins Boot und wollte die Bilgen kontrollieren. Das Wasser kam in strömen vom Heck in den Salon. Schnell war die Bilge voll und die Bodenbretter schwammen auf. Die elektrische Pumpe schaffte es nicht. Wir sahen uns geschockt und entsetzt an. Die Dörtita sinkt!  Ich löste sofort den  Notruf am UHF Gerät aus. Es kam keine Antwort. Dann schoss ich mit der Signalpistole immer wieder rot. Es war inzwischen stockdunkel und ich machte die gesamte Beleuchtung an. Zwischendurch suchten wir unsere wichtigsten Wertsachen zusammen und packten sie in einen wasserdichten Sack. Da wir keinen Funkkontakt bekamen rief Ede, dessen Handy zum Glück Netz hatte, in Deutschland an. Er erwischte Hansemann. Ich erklärte ihm unsere Lage und Position und er möge das an die DGZRS in Bremen weiter leiten. Wir hatten inzwischen das Schlauchboot zu Wasser gebracht und dann auch die Rettungsinsel ausgebracht. Dann bekam ich endlich Funkkontakt mit einem Boot in Port Resolution. Mann hatte unsere Signalraketen gesehen. Sie wollten uns zur Hilfe kommen. Bald kam ein großes Schlauchboot und zwei Leute kamen an Bord. Einer bediente die Handbilgepumpe. Bald danach kam die große Segelyacht Chimere. Wir gaben eine Leine über und sie schleppten uns in die Bucht. Die Dörtita lag schon sehr tief. Schnell ankerten sie und nahmen uns längsseits. Sie hatten einen 220V Generator und eine starke Bilgepumpe. Damit, und mit der Hilfe mehrerer Helfer, die mit Eimern schöpften sank der Wasserspiegel langsam. Wir räumten die Heckbackskiste aus und ich sah das unter der Badeplattform große Risse waren. Mit jeder Menge Tücher konnte ich den Wassereinbruch auf eine Menge reduzieren die von der Bilgepumpe bewältigt wurde. Nun machten wir eine Pause und wir wurden an Bord der Chimere versorgt. Das Boot mit Skipper Robert Latimer fährt für die “ Medical  Sailing  Vanuatu “ und kommt aus Melbourne in Australien. Mit mehreren Ärzten, Zahnärzten und Krankenschwestern segeln sie durch die Inseln Vanuatus und versorgen die Einheimische Bevölkerung. Ein Arzt versorgte gleich mein Knie,  ich hatte mir eine Prellung zugezogen. Ede und ich gingen bald wieder an Bord. Wir mussten den Generator und die Pumpe alle 45 Minuten anwerfen, dann war die Bilge wieder voll. 

Am Montag Morgen nach dem es hell wurde ging ich mit Taucherbrille ins Wasser. Der Kiel sah bis auf ein paar Schrammen unbeschädigt aus. Aber das Ruder hatte es heftig erwischt. Durch den Aufprall war die Ruderwelle oberhalb des Ruderkokers um ca 20 Grad verbogen. An der Stelle ist sie 6 cm dick, massiver Stahl. Dadurch war das Ruderblatt ca 10 cm in den Rumpf unterhalb der Badeplattform gedrungen und hatte das GFK aufgerissen. Wir versuchten dann die Risse mit Holz und Kunststoffen abzudichten. Das gelang nicht. Robert meinte dann wir müssten das Boot trocken fallen lassen. Die Einheimischen sagten es gebe eine gute Stelle am Strand ohne Riffe oder Steine. Da gerade kurz nach Hochwasser war ging es sofort los. 2 Schlauchboote schleppten uns zum Strand, geführt von etlichen Einbaumbooten der Einheimischen. Da wartete schon das halbe Dorf und gemeinsam wurde die Dörtita quer gezogen bis der Kiel auf Grund lag. Nachdem das Wasser halb abgelaufen war wurde die Dörtita mit dem Spinnakerfall auf die Seite gelegt. Wir mussten noch 2 Stunden warten bis der Schadensbereich trocken war. Robert und seine Crew hatten schon eine Holzplatte vorbereitet mit der sie den ganzen kaputten Bereich absperten. Alles wurde mit Epoxidharzen abgedichtet. Kurz vor Dämmerung waren wir wieder frei und sie schleppten uns an einen Ankerplatz wo wir selber ankerten. Das Boot war nahezu dicht. Was dann noch nachlief schafte unsere Bilgepumpe. Fix und fertig konnten wir schlafen gehen. 
Am Dienstag kam Robert wieder diesmal alleine, aber mit großem Werkzeug und Holzplatten. Wir bauten den ganzen Tag an einem Notruder. Benutzen dazu von mir einen Spinnackerbaum, die Notpinne, die Aussenborderhalterung und Teile der Heckanckerhalterung. Dazu die Holzplatten von Robert als Ruderblatt. Es sah wild aus. Aber es funktionierte wie wir bei einer Testfahrt am nächsten Tag feststellten. 
Die nächsten Tage verbrachten wir mit weiteren Reperaturen und trocknen der Bilgen. Nun warten wir auf die Trinity. Rainer und Ute sind gerade von Fidji in Port Vila angekommen. Sie wollen aber schnell zu uns nach Tanna kommen und uns bei der Fahrt nach Port Vila begleiten. Die 130 Sm wollen und dürfen wir mit der angeschlagenen Dörtita nicht alleine machen. Dort soll sie an Land und repariert werden. 
Wir haben unheimliches Glück im Unglück gehabt. Ohne die Chimäre mit dem Skipper Robert , dem ganzen Equipment und tatkräftiger Crew wäre die Dörtita nicht zu retten gewesen. Keins der anderen 3 Boote die in Port Resolution lagen hätte das leisten können. 
Wir wurden von den Einheimischen mit Bananen und anderem Obst versorgt. Besonders Stanley tat sich dabei hervor. Er hat angeblich auch unsere Signalraketen gesehen und die Crew der Chimäre alarmiert. Er zeigte uns auch sein Dorf. Es besteht hauptsächlich aus einfachen Hütten. Strom haben nur wenige mit kleinen Solarpannels. Aber es gibt ein Mobilphonenetz und viele haben Handys. Alle sind unheimlich freundlich. Auch der Chief des Dorfes kam an Bord. Er erzählte uns das wir das vierte Boot seien das hier in Seenot geriet. Zwei davon sind gesunken, das dritte liegt an Land. 
Da komme ich wieder zu meiner Überschrift : Landfalls of Paradis 
Es ist der Crusing Guide for the Pazifik Islands. 
Auf diese Landfalls auf der Insel Tanna hätten wir gerne verzichtet.

Am Sonntag den 2. Juli um 18:30 traf die Trinity ein. Sie mussten von Port Vila voll gegen Südost Wind dieseln und hatte fast 4 Tage gebraucht. Wir waren froh das Rainer und Ute da waren. Nach langen Gesprächen fielen sie kaputt in die Kojen. Wir beschlossen am Montag doch den Vulkan Yasur zu besuchen. Um 15 Uhr wurden Ute, Rainer und ich mit einem Jeep abgeholt und zum Besucherzentrum gebracht. Nach Zahlung einer hohen Gebür bekamen wir eine Einweisung und es wurden zwei Tänze aufgeführt. Dann ging es wieder mit Jeeps zum Fuße des nur 361 m hohen Vulkans. Die letzten 200 m zum Kraterrand mussten wir hoch laufen. Wir blieben bis nach Einbruch der Dunkelheit. Es war beeindruckend. In kurzen Abständen spieh er unter lautem Getöse bis zu 200 m hohe Lavavontänen aus, die dann rotglühend am Kraterrand auskühlten. Um 19 Uhr waren wir zurück im Dorf und holten Ede ab. Er war von Stanley zu einer Kawa Zeremonie eingeladen worden. Er musste das Gebräu, das aus den zerkauten Wurzeln und Wasser besteht ex trinken und dann spirituelle Sprüche abgeben. Viel bewirkt hat es bei ihm aber nicht. Nur das es wohl ein besonderes Erlebnis war. Aber davon muss Ede euch selber erzählen.

Nach Sonnenaufgang am Dienstag morgen gingen wir ankerauf. Nach anfänglichen Schwierigkeiten kamen wir gut aus der Bucht und konnten zunächst bei leichten Winden auch segeln. Als der Wind stärker wurde ließ sich die Dörtita mit dem kleinen Ruder nicht mehr steuern. Wir mussten motoren. Es war trotzdem anstrengend und wir wechselten uns stündlich ab. Die Trinity blieb immer dicht bei uns und wir hatten laufend Funkkontakt. Es wurde schon wieder dunkel als wir in der Dillon Bay der Insel Erromango ankerten.
Am nächsten Tag blieben wir in der Bucht. Das Notruder war schon beschädigt und wir mussten es verstärken. Am Abend waren wir bei einer Einheimischen Familie zum Essen eingeladen, für eine kleine Gebühr. Es gab alles aus der Landesküche. Einfach aber OK. 
Donnerstag morgen gingen wir um 6 Uhr ankerauf. Es sollten nur um 15 Knoten Wind. Es waren aber bis zu 25 . Da der Wind raumschots kam konnten wir aber segeln. Es war allerdings schwer zu steuern und wir lösten uns wieder stündlich ab. Das Ruder hielt!  Die Trinity blieb wider in der Nähe um uns notfalls zu helfen. Gegen Mitternacht erreichten wir Efate und gingen im Vorhafen vor Anker.
Wir bedanken uns ganz besonders bei Rainer und Ute. Ohne ihren Beistand hätten wir die Überführung nicht machen können. 

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